Windgeformte Stadtlandschaften

Promenade am Kirchenpauerkai 2024

Calisthenics-Station am Kirchenpauerkai 2024

Neue Promenaden Am Baakenhafen und an der Norderelbe

Mit seinen neuen Promenaden an Versmannkai, Petersenkai und Kirchenpauerkai im äußersten Osten der HafenCity hat Hamburg die schon länger fertiggestellte Ikone Baakenpark und den spannungsreich modellierten Amerigo-Vespucci-Platz rund um die Halbinsel am Baakenhafen freiraumplanerisch abgerundet. Das kleine Norderelbe-Eiland „Baakenwerder“, um 1870 zur Halbinsel aufgeschüttet, diente mit langgezogenen Kaianlagen, Hafenkränen und Schuppen lange dem Warenumschlag und als Lagerort. Heute reihen sich hier die regalartig gegliederten Fassaden hochwertiger Wohnzeilen. Den als Wettbewerbssieger mit der Gestaltung der alten Kaianlagen beauftragten Planern vom Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH ist gelungen, maritimes Flair zu erhalten, ohne den Hafenbezug zu strapazieren.

Ausgehend vom Flutschutz für die höhergelegene Quartiersebene waren zunächst die Warftwände zu gestalten. Damit sich auf der Sockelwand nicht jedes Hochwasser störend abzeichnet, wird hier mit traditionellem Rotklinker gearbeitet. Durch die Verwendung von Klinker-Fehlbränden, mit auffällig verformten Steinen und in warmen Rottönen zwischen Rosa und Braun, hält dieser Sockel die unterschiedlichen Wohngebäude gestalterisch zusammen, ohne zu langweilen. Zu den höher gelegenen Plätzen der Stadtebene springen die Klinkermauern bastionsartig zurück und öffnen sich mit breiten Treppenanlagen.

Im Bereich der schmaleren Promenaden von Versmannkai und Petersenkai am Baakenhafen sind die breiten Betonköpfe der sanierten Kaimauern bereits angewittert, ihr dunkel verfärbtes Grau von einem einfachen anthrazitfarbenen Stahlgeländer, Typ HCH, bekrönt. Als Promenade schließt ein Streifen heller breiter Betonfertigteilplatten mit Strukturoberfläche an. Der nur wenige Meter breite verbleibende Geländestreifen bis zur Klinkerwand der Warftgeschosse ist als Kopfsteinpflaster im Passe-Verband ausgebildet. Um die schmale Laufzone zu erweitern, sind die promenadennahen Pflastersteine oberseits gesägt. Felix Schwarz, Partner im Atelier Loidl, hätte es noch etwas stimmiger gefunden, wenn auch die dreizeilige Pflasterrinne im Passe-Verband hätte ausgeführt werden können, um die Flächigkeit der Beläge nicht zu unterbrechen. Sein minimalistischer Anspruch hilft, den Blick auf das Wasser und die dahinter aufragende Skyline zu lenken und wird darin sympathisch, dass zwischen den Splittfugen der gebäudenahen Pflasterbereiche aufkeimendes Gras dabei trotzdem nicht zu interessieren scheint. Die inszenierte Nachlässigkeit erweckt den Eindruck, als hätten sich sogar die Gleditschien, die sich wie ängstlich an die Gebäude zu lehnen scheinen, ihren Platz selbst erobert. Die alten, hellgrau gestrichenen Ladekräne auf ihren gespreizten Insektenfüßen und die aus langen sonnengebleichten Vollholzbalken aufgestapelten Sitzbänke vom Typ „Baakenhafen BOLD“ vermitteln zwischen der alten Hafennutzung und dem neuen Wohnluxus.

[…]

Der gesamte Text veröffentlicht in:
Architektur in Hamburg, Jahrbuch 2024/25, S. 96-99